Warum man sich entscheiden sollte - Vortrag zur Organspende am Gymnasium am Romäusring

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Es gibt Entscheidungen, die sollte man keinem anderen aufbürden – und eine sehr schmerzhafte Entscheidung ist die Frage nach der Organspende. Wenn Angehörige in einer akuten Situation von Trauer und Schock entscheiden müssen, ob der Körper eines geliebten Menschen, der nach einem Unfall oder Schädel-Hirntrauma unerwartet mit diagnostiziertem Hirntod im Klinikum liegt, zur Entnahme von Organen freigegeben werden soll, so ist das eine zusätzliche Last, die wohl jeder seinen Liebsten gerne ersparen möchte.

Dr. Mathias Reyher, Transplantationsbeauftragter am Schwarzwald-Baar-Klinikum, warb beim Organspende-Vortrag vor der gesamten K1 des Gymnasiums am Romäusring eindringlich darum, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Am Mittwoch, 10.04 präsentierte er im Rahmen des Religions-und Ethikunterrichts die rechtliche Situation der Organspende in Deutschland und Europa und skizzierte die Voraussetzungen und die medizinischen Abläufe, die mit dem Thema Transplantation zusammenhängen. Ganz deutlich wurde, dass hier wie bei kaum einem anderen Thema Tragik, Trauer, Hoffnung und Freude unmittelbar zusammenhängen: „Es sind immer zwei Seiten einer Medaille: Es kann euch jederzeit passieren, dass ihr aus eurem Leben gerissen werdet. Auf der anderen Seite stehen aber die Leben, die durch eine Organspende gerettet werden können.“

Für die Hoffnung auf ein neues Leben und die Erlösung von einem jahrelangen Leidensweg stand Beate Bea, seit 18 Jahren nierentransplantiert, die Dr. Reyher begleitete und den Schülerinnen und Schülern von ihrer eigenen Erfahrung berichtete. Nach viereinhalb Jahren Wartezeit mit Nachtdialyse und bei einem Gewicht von nur noch 45 Kilogramm hatte sie 2006 das Glück, ein passendes Spenderorgan zu erhalten. Nach der erfolgreichen Transplantation in Freiburg lebt sie heute ein weitgehend normales Leben, treibt Sport, arbeitet im Kindergarten und trainiert Kinder in Tischtennis. Dafür ist sie unendlich dankbar und sie setzt sich vehement und engagiert dafür ein, das Thema unter die Menschen zu bringen: „Ihr seid die besten Multiplikatoren: Redet mit euren Familien darüber, mit euren Freunden, sorgt dafür, dass die Menschen sich Gedanken machen!“

Für beide, den Mediziner und die ehemalige Patientin, war eines ganz wichtig: Es gibt kein Richtig und Falsch bei der Entscheidung, es geht nicht um rückhaltlose Zustimmung oder die Überredung dazu, die eigenen Organe zu spenden. Organspendeausweis, Patientenverfügung, ein Eintrag ins Organspende-Register oder eine mündliche Erklärung dienen der Klärung des Patientenwillens, damit die Mediziner im Fall des Falles wissen, ob sie einen potentiellen Organspender vor sich haben und damit das Sterben von schwerkranken Menschen, die auf eine Organspende warten, verhindern können.

Die K1er am GaR waren bereit dazu, sich diesem Tabu-Thema zu stellen: So nahmen fast alle im Anschluss an die Veranstaltung einen Organspendeausweis mit nach Hause.

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