„Was geht mich anderes Leben an?“ - Manuel Bauer, Aussteiger aus der Neonaziszene, hält Vortrag am GaR

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„Keine Angst, ich beiße nicht. Nicht mehr.“ Das war eine Kernbotschaft von Manuel Bauer während seines Vortrags für die Klassenstufen 9 bis K1 am Gymnasium am Romäusring. Am Freitag, 28.04., erzählte er als Aussteiger aus der Neonaziszene von seiner Kindheit in der DDR, dem Verfall vertrauter Strukturen nach der Wende sowie seiner langsamen Verstrickung in rechtsextremes Gedankengut. Dabei betonte er die Bedeutung rechtsextremer Musik und des Abdriftens seines gesamten Freundeskreises in die rechtsextreme Szene.

Als Finale der zweiwöchigen Wanderausstellung „Demokratie stärken - Rechtsextremismus bekämpfen“ verdeutlichte Bauer anhand verwirrender Fallbeispiele, wie Jugendliche durch die rechtsextreme Szene manipuliert werden und brachte den Schülerinnen und Schülern damit deren Strategien authentisch nah.
Darüber hinaus sorgten seine ehrlichen, völlig unbeschönigten Schilderungen persönlich verübter Gewalttaten im Publikum spürbar für Betroffenheit. Die Empathielosigkeit eines Täters, der anderen schlimmste Verletzungen zufügt und dabei von der entmenschlichten Überzeugung durchdrungen ist, anderes Leben ginge ihn nichts an, wurde deutlich greifbar.
Heute bei den ehemaligen Nazi-Kampfgenossen als „Vaterlandsverräter“ und „Kameradenschwein“ bekannt, bewältigte er den gefährlichen neunjährigen Ausstieg aus der Szene vor allem mithilfe von „Exit- Deutschland“, einer Organisation, die Entschlossenen hilft, sich von der rechtsextremen Bewegung zu lösen. Auch weil ihn sein schlechtes Gewissen bis heute verfolgt, versucht Manuel Bauer heute mit Vorträgen, über seine Erlebnisse und Erfahrungen besonders jungen Menschen die Gefahren des Rechtsextremismus näherzubringen: „So kann ich Negatives in Positives umwenden.“

Von GaR-Lehrer Peter Kohl in die Wege geleitet, ermöglichte die zusätzliche Wanderausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung Schülerinnen und Schülern aller Klassenstufen einen aufklärerischen Einblick in das Thema Rechtsextremismus. Neun Schülerinnen wurden an einem Nachmittag zu Schülermentorinnen ausgebildet, um Schulklassen durch die Ausstellung zu führen. „Es war toll, anderen dieses wichtige Thema vermitteln zu können“ berichtete GaR-Schülerin Carolin Hess (K1) nach Abschluss der letzten Führung am Freitagmittag.

(von Marie Dapper, K1)

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