Pferdeköpfe und Sprachlosigkeit: K1-Deutsch-Leistungskurse besuchen „Woyzeck“ im Theater am Ring

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Die drei Deutsch-Leistungskurse der K1 besuchten am Mittwoch, 15.3. eine Aufführung des Theaterfragments „Woyzeck“ im Theater am Ring. Die Inszenierung des Landestheaters Tübingen katapultierte die Schüler direkt in die triste Lebenswirklichkeit des am Rande des Existenzminimums lebenden Soldaten Woyzeck, der sich als Spielball derjenigen erlebt, die in der Hierarchie über ihm stehen. Wissenschaftliche Experimente an seinem Körper, permanente Überarbeitung, Spott, Verachtung und Gewalt führen bei Woyzeck zu zunehmendem Wahnsinn. Als seine Freundin Marie ihn auch noch mit einem angeberischen Tambourmajor betrügt, verliert er den letzten Halt und ersticht sie.

Georg Büchners Blick auf mehrere historische Frauenmord-Fälle, der in seiner schonungslosen Klarheit mitunter schon als Auftaktwerk des Naturalismus betrachtet wird, hat auch heute nichts von seiner Aktualität verloren. Die Regisseurin Christiane Pohles erklärte den Fragmentcharakter des Woyzeck zum radikalen Erzählprinzip; der Zusammenhang war nicht geglättet, sondern die Szenen gingen bruchstückhaft ineinander über. Die dünne Grenze zwischen Animalischem und Menschlichem wurde sichtbar in der versagenden Sprache und in den Requisiten der Pferdeköpfe, mit welchen sich die Schauspieler immer wieder maskierten.

Die GaR-Deutschschüler, bei denen der „Woyzeck“ Schwerpunktthema im Abitur sein wird, ließen sich bereitwillig auf diese durchaus kantige Darstellung ein. „Es war schon wirklich verstörend, aber es ist trotzdem sehr gut, es gesehen zu haben“, fasste eine K1-Schülerin ihr Empfinden des Abends zusammen. Das Stück wurde so zu einem spannenden Ausgangspunkt für die Behandlung des Werks im Unterricht.

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